Die Klimakonferenz steht wieder an. Derzeit findet in Ägypten die 27. UN-Klimakonferenz (COP27) statt.

Der 16. November stand im Rahmen der Klimakonferenz ganz im Zeichen von Artenvielfalt („Biodiversity Day“), worin die wichtige Rolle der Natur bei der Bekämpfung des Klimawandels zum Ausdruck kommt.

Es wird zunehmend anerkannt, dass ein erfolgreicher Übergang zu einer emissionsarmen Welt nur dann möglich ist, wenn wir die Natur schützen und regenerieren.

Die Veränderung der Ökosysteme an Land und im Wasser sind eine wesentliche Ursache für Treibhausgasemissionen. Doch eben diese Natursysteme können auch als Kohlenstoffsenken fungieren (d.h. sie absorbieren mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre als sie abgeben) – sofern man sich um sie kümmert.

Unglücklicherweise kam es in den vergangenen Jahrzehnten weltweit zu verheerenden Naturverlusten. Bedauerlicherweise wird der Natur ein viel zu geringer Wert beigemessen und wird sie überbeansprucht. Diese Erosion muss gestoppt werden, da gesunde Ökosysteme unsere Volkswirtschaften stützen und wesentlich zur Anpassung an den Klimawandel beitragen.

Diese Erosion muss gestoppt werden, da gesunde Ökosysteme unsere Volkswirtschaften stützen und wesentlich zur Anpassung an den Klimawandel beitragen

Wir haben einen neuen Bericht mit dem Titel „Erhalt von Naturkapital – Unser Ansatz in Bezug auf Anlagen“ veröffentlicht, in dem wir darlegen, welche Schritte wir im Hinblick auf diesen wichtigen Bereich verantwortungsbewusster Anlagen unternehmen.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier

Was ist Naturkapital?

Als Naturkapital wird der Bestand an erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Ressourcen (z.B. Pflanzen, Tiere, Luft, Wasser, Boden und Mineralien) bezeichnet, die zusammen genommen einen Nutzen für den Menschen haben.

Gleichzeitig sind Ökosystemleistungen die Vorteile, die sich aus den Naturkapitalströmen ergeben. Dazu zählen unter anderem Bestäubung, Schutz vor extremen Wetterereignissen, Schädlingsbekämpfung und sogar Abfallentsorgung.1

Wie wirkt sich dies auf die Wirtschaftstätigkeit aus?

Viele Wirtschaftsaktivitäten wirken sich auf die Natur aus (und sind auf diese angewiesen). Die größten Auswirkungen und Abhängigkeiten sind aber in der Regel in den Primärindustrien zu beobachten, d.h. Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Rohstoffgewinnung.Gleichwohl sind auch andere Sektoren und Unternehmen den Risiken und Chancen durch ihre Lieferketten und eigenen Aktivitäten ausgesetzt. Dies wiederum hat Risiken und Chancen bei einer Vielzahl von Vermögenswerten zur Folge, bei denen sich Anleger engagieren können.

Was treibt den Wandel voran?

Wir haben drei wichtige Faktoren identifiziert:

  • Zunehmende finanzielle Bedeutung. Die Auswirkungen der Naturdegradation kommen stärker denn je zum Tragen, vor allem in jenen Sektoren, die am stärksten auf Naturkapital angewiesen sind.

  • Politische und regulatorische Veränderungen. Die zunehmende Politisierung und Regulierung hat erhöhte Übergangsrisiken zur Folge.

  • Wachsende Anlegernachfrage und -erwartungen. Vermögenseigentümer erwarten, dass bei Anlagen wesentliche Nachhaltigkeitsbelange berücksichtigt werden. Die Anleger wollen wissen, wie die Anlageverwalter den Empfehlungen der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) Rechnung tragen.

Was ist die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures?

Die TNFD ist eine internationale Gruppierung mit über 650 Mitgliedern, deren Ziel es ist, ein globales Rahmenwerk für finanziell wesentliche Offenlegungen mit Naturbezug durch Unternehmen zu entwickeln.

Dies ist insofern äußerst wichtig, als derartige Informationen derzeit nur sporadisch von Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Diese Angaben helfen Anlegern, die größten Risiken und Chancen in Verbindung mit Vermögenswerten zu ermitteln, in die sie investieren. Auch können Anleger dadurch die führenden Unternehmen und Nachzügler ausmachen.

Welche Schritte unternimmt abrdn?

Als Mitglied des TNFD sind wir der Ansicht, dass einheitliche Ansätze in Bezug auf die Offenlegung von mit Naturkapital verbundenen Risiken und Chancen unabdingbar sind.

Wir setzen uns für stärkere politische Maßnahmen ein, die unseres Erachtens erforderlich sind, um Anreize für die Umkehr der verheerenden Degradierung von Naturkapital zu schaffen.

Darüber hinaus generieren wir Daten und entwickeln wir Tools, mit denen sich das Thema Naturschutz noch stärker in unseren Anlageprozess integrieren lässt.

Bei unserem Ansatz in Bezug auf Naturkapital legen wir den Fokus auf sechs Bereiche:

  • Research und Daten. Verbesserung unseres Verständnisses über die Auswirkungen einer nicht nachhaltigen Nutzung von Naturkapital auf Anlageklassen und Regionen; Bereitstellung/Sammlung von Daten zur Messung dieser Auswirkungen;

  • Integration in den Anlageprozess. Nutzung der von uns verwendeten Daten und Tools, um Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen in Bezug auf die Berücksichtigung des Erhalts von Naturkapital innerhalb der Portfolios zu treffen;

  • Kundenlösungen. Verständnis der Kundenerwartungen und Entwicklung von Anlagelösungen, die dazu beitragen, naturpositive Ergebnisse zu erzielen;
    Active Ownership. Besseres Verständnis darüber, wie die Unternehmen, in die wir investieren, ihre naturbezogenen Risiken und Chancen steuern. Wir nutzen unseren Einfluss überdies, um die Praktiken von Anlageunternehmen zu hinterfragen und Verbesserungen anzuregen;

  • Zusammenarbeit und Einfluss. Zusammenarbeit mit relevanten Branchenverbänden und -initiativen; Austausch mit Mitbewerbern und politischen Entscheidungsträgern, um Verbesserungen zu fördern und Best Practices zu entwickeln;

  • Offenlegung. Förderung einer besseren Offenlegung im Einklang mit den Empfehlungen der TNFD.
    Weitere Einzelheiten hierzu finden sich in unserem Bericht „Erhalt von Naturkapital – Unser Ansatz in Bezug auf Anlagen“.

Abschließende Erwägungen

Die Natur dürfte in Klimadiskussionen zwar eine immer größere Rolle spielen. Dabei ist sie jedoch so viel mehr als nur eine Kohlenstoffquelle oder -senke.

Nach der COP27 blicken wir der UN-Biodiversitätskonferenz (COP15) entgegen, auf der das Thema Erhaltung und Regeneration der Natur aus mehr Blickwinkeln als nur der Kohlenstoffperspektive betrachtet wird.

Die Biodiversitätsverluste, die Umweltverschmutzung, der Raubbau an der Natur und der Klimawandel wirken sich zusammengenommen auf Millionen von Menschen aus. Daher sind koordinierte, globale Maßnahmen vonnöten.

Wir hoffen, dass die COP15 dahingehend nicht enttäuscht.

1 Quelle: Das Nature-related Risk & Opportunity Management and Disclosure Framework der TNFD v0.1 Beta Release. [Online] (Zugriff am 12.05.2022).