Die Ausrichtung der COP in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist für einige ein umstrittenes Thema. Angesichts der Bedeutung der fossilen Brennstoffe für die Region wird ein Interessenkonflikt kritisiert. Aber die Beschleunigung der Energiewende ist ohne die großen Akteure im Bereich der fossilen Brennstoffe nicht möglich.

Der Präsident der COP, Sultan Al Jaber, hat betont, dass ein schrittweiser Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen von entscheidender Bedeutung ist, und plant die Ankündigung einer neuen "Globalen Dekarbonisierungsallianz" für den Energiesektor. Er appelliert an alle Parteien, sich der Zusage anzuschließen, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo der Verbesserung der Energieeffizienz zu verdoppeln.

Der Schwerpunkt wird daher auf der Industrie für fossile Brennstoffe liegen, da hier glaubwürdige Aktionspläne dringend erforderlich sind. Insbesondere die Rolle und der Umfang der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung in glaubwürdigen Übergangsplänen wird ein zentraler Punkt der Debatte sein.

Aber welche weiteren Fortschritte haben wir seit der COP27 gesehen?

Lücke bei Zielen

Laut Climate Action Tracker sind wir auf der Grundlage der formellen Nationally Determined Contributions (NDCs) auf dem Weg zu einer Erwärmung von 2,4°C. Diese spiegeln die Ziele wider, die sich die Länder gesetzt haben, um zum Pariser Abkommen beizutragen. Auf der COP27 wurden die Parteien aufgefordert, ihre Klimazusagen in diesem Jahr zu verstärken, aber nur acht haben dies getan, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als Gastgeberland. Die nächste formelle Reihe von NDCs ist im ersten Quartal 2025 fällig und sollte aufzeigen, inwieweit die Ergebnisse der globalen Bestandsaufnahme einen Fortschritt in den Bemühungen erkennen lassen - eine letzte Chance, den Kurs für 2030 zu korrigieren.

Die globale Bestandsaufnahme der Vereinten Nationen liefert eine Bewertung der Fortschritte bei der Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens und soll auf der COP28 abgeschlossen werden. Ein im September veröffentlichter zusammenfassender Bericht über die Bestandsaufnahme hat gezeigt, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind und dass wir die Chance verpasst haben, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, ohne das Temperaturziel zu überschreiten. Auf der COP28 müssen wir Zusagen sehen, die eine Steigerung des Ehrgeizes auf der Grundlage der Ergebnisse der Bestandsaufnahme widerspiegeln und dies dann in formellen NDC-Aktualisierungen festschreiben.

Glaubwürdigkeitslücke

Die Emissionen steigen weiter an und haben 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Die Ziele müssen in verbindliche politische Maßnahmen umgesetzt werden, um Anreize für die Dekarbonisierung in dem erforderlichen Tempo und Umfang zu schaffen, z. B. durch die Durchsetzung von Kohlenstoffpreisen und die Abschaffung ineffizienter Subventionen für fossile Brennstoffe.

Nach Angaben des IWF beliefen sich die weltweiten Subventionen für fossile Brennstoffe im Jahr 2022 auf 7 Mrd. USD. Dies entspricht einem Anstieg von 2 Mrd. USD seit 2020 und ist auf die staatliche Unterstützung zur Kompensation der steigenden Energiepreise zurückzuführen. Positiv zu vermerken ist, dass die fortschreitende technologische Entwicklung Hoffnung macht, da sie die Kosten für kohlenstoffarme Technologien senkt.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist die Glaubwürdigkeit und Nutzung der freiwilligen Kohlenstoffmärkte, die eine wesentliche Rolle bei der Erreichung von Netto-Null spielen. Eine Schlüsseldebatte wird die Frage sein, ob Emissionsvermeidung als Teil des Mechanismus für Emissionsgutschriften zugelassen werden soll. Wir werden darauf achten, dass wir uns zu Maßnahmen verpflichten, die die Glaubwürdigkeit der Zusagen erhöhen, wie z. B. die Bekämpfung von Maßnahmen, die falsche Signale an Unternehmen und Investoren senden. Wenn diese Maßnahmen umgesetzt werden, könnten die Emissionen in den nächsten zwei Jahren endlich ein Plateau erreichen.

Gerechtigkeitslücke

Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist dabei die Unterstützung und Finanzierung, die die Industrieländer den Entwicklungsländern für die Eindämmung, Anpassung und Verluste durch Klimaauswirkungen zur Verfügung stellen. Ein wichtiger Erfolg der COP27 war die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden, der bis zum Ende der COP28 seine Arbeit aufnehmen soll. Bis 2023 wurden viele Fragen erörtert, aber eine Schlüsselfrage bleibt bestehen: Wer ist für die Einzahlung von Mitteln in den Fonds verantwortlich und wer hat Anspruch auf diese Mittel? Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Rolle der Länder mit relativ hohen Emissionen und mittlerem Einkommen in diesem Zusammenhang.

Hinzu kommt das Versprechen der Industriestaaten an die Entwicklungsländer, bis 2020 100 Milliarden Dollar für die Klimafinanzierung zur Verfügung zu stellen, was nie geschehen ist. Die 100 Milliarden Dollar sind immer noch nicht erreicht, aber angesichts der mittlerweile beträchtlichen Finanzierungslücke ist das Versprechen jetzt unzureichend. Es soll auf der COP28 mit dem Ziel eines neuen kollektiven quantifizierten Ziels (NCQG) überprüft werden. Jedoch müssen die Mechanismen für die Umsetzung verbindlicher sein, um ähnliche Fehlschläge in Zukunft zu vermeiden.

Wir müssen uns auch mit der Notwendigkeit eines gerechten Übergangs befassen, der die sozialen Auswirkungen auf Gemeinschaften, Verbraucher und Arbeitnehmer berücksichtigt. Dieser Aspekt wird auf der COP28 wahrscheinlich eine wichtige Rolle spielen, da Inklusion ein wichtiges Querschnittsthema ist.

Anpassungslücke

Auf der COP27 wurde die Anpassungsagenda von Sharm-el-Sheikh ins Leben gerufen, um die Widerstandsfähigkeit in den am stärksten gefährdeten Regionen zu verbessern. Die Industrieländer haben sich darauf geeinigt, ihre kollektive Bereitstellung von Finanzmitteln für die Anpassung an den Klimawandel bis 2025 gegenüber 2019 mindestens zu verdoppeln, was ungefähr 40 Mrd. USD entspricht. Trotz dieser Zusage und der zunehmenden Schäden durch physische Risiken auf der ganzen Welt sind die Finanzströme zur Anpassung an den Klimawandel völlig unzureichend und liegen nach Angaben der Vereinten Nationen 5-10 Mal unter dem geschätzten Bedarf. Entscheidend ist, dass nur 2 % aus dem privaten Sektor stammen und neue gemischte Finanzierungsmechanismen erforderlich sind, um dies zu ändern.

Ein wichtiges Ziel der COP28 ist die Festlegung konkreter, messbarer Ziele für das globale Anpassungsziel. Wir wissen, dass die Anpassung von entscheidender Bedeutung ist, da wir die physischen Schäden des Klimawandels nicht mehr allein durch Abschwächung begrenzen können. Darüber hinaus sind eine ausgewogene Finanzierung und die Mobilisierung privater Mittel auf der COP28 von entscheidender Bedeutung.

Die Schließung dieser Lücken ist für die Investoren von Bedeutung, da sie die Investitionsrisiken und -chancen bestimmen und darüber entscheiden, wohin die Finanzmittel letztlich fließen werden.

  1. COP28 – 28th Conference of the Parties (COP) to the UN Framework Convention on Climate Change

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